70.000 Tons of Metal

15.09.2013 10:41

Flugzeuglotse Cornelius D. (42) aus Kippekofen mag große Schiffe, aber hasst Meeresrauschen. Da ihm reichlich eherne Dezibel versprochen wurden, buchte er sich für fünf Tage und vier Nächte 70.000 Tons of Metal in der Karibik ein. Er feierte mit 2.000 anderen Fans und vierzig Metal-Formationen, eilte von Bühne zu Bühne, von Shout-Orgie zu V-Gitarren-Gewitter, während die Sonne verschwenderisch schön, aber kaum beachtet hinter der großen Kaimanninsel auf- bzw. unterging. An der Bar bot er den Sängern der Kapellen Destruction und Sodom beim Leeren übervoller Whiskey-Gläser Paroli, und bei der „Open-Mic-Night“ intonierte er die schönsten Melodien von Napalm Death.

Als er am dritten Tag bei Malevolent Creation sein grauschwarzes Haupthaar schüttelte, lernte er den quirligen Rotschopf Francisca (29) aus Detroit kennen. Er versuchte, bei ihr zu punkten, indem er eruierte, ob Wale durch die Vibrationen ihres Musikschiffes stranden könnten. Francisca mochte sich jedoch lieber den Luzifer aus dem Leib tanzen - und das auch noch 48 Stunden später. Cornelius’ Gleichgewicht kam zunehmend aus dem Tritt, und sogar die Musik schien wie alles um ihn zu verstummen.

Nach seiner Rückkehr diagnostizierte der HNO-Arzt neben Hörsturz eine seltene Form von Tinnitus, die sich Cornelius als bleischweres Dauerrauschen darbot. Cornelius’ Zeigefinger lag bereits auf der Returntaste, um eine Woche „Schwerelosigkeit bei Aqua-Floating“ zu buchen. Doch er drückte nicht ab. Stattdessen nahm er sich vor, für die nächsten „70.000 Tons of Metal“ knallhart zu trainieren.